Es war mal wieder so weit: Ein Tag irgendwie zum Weglaufen. An der einen „Baustelle“ komme ich einfach nicht weiter, weil mir Reaktionen von eventuellen KooperationspartnerInnen fehlen. Der andere Arbeitsstrang wird plötzlich zur Baustelle, ohne das auch nur ansatzweise ein Bauplan existiert. Und dann agieren Menschen auch noch so wie ich es nun wirklich gerade nicht brauchen kann!… Das Lesen von Tageszeitung und anderen Infoquellen hilft mir auch nicht unbedingt raus aus dem „Blues“. Na toll – Schreibtisch ist voll und ich jammere vor mich hin wie doof doch die Menschen alle sind, weil sie nicht so funktionieren, wie ich es gerne hätte!

Ich nenne es für mich das „Jona-Syndrom“: Die Stelle im Buch des Propheten Jona, an der er schmollend unter dem Rizinusstrauch sitzt, der dann verdorrt und daraufhin die Sonne auf sein Haupt brezelt. Er ist erst sauer, dann jammerig. Und jetzt Gott (Jona 4,9-11): „Da sprach Gott zu Jona: Meinst Du, dass Du mit Recht zürnst um des Rizinus willen? Und er sprach: Mit Recht zürne ich bis an den Tod. Und der Ewige sprach: Dich jammert der Rizinus, um den Du Dich nicht gemüht hast, hast ihn auch nicht aufgezogen, der in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb, und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen sind, die nicht wissen, was rechts oder links ist, dazu auch viele Tiere?“ Damit endet das Buch…

Ah, danke Jona, mein Bruder im Jammern, ich habe mal wieder verstanden: Hier geht es nicht um Selbstoptimierung, sondern ums Öffnen: Sich öffnen für das, was kommen könnte, nicht festhalten, was da noch ist. Ja, lieber Jona, das braucht Zeit – eine Reispflanze wird auch nicht größer, wenn mensch an ihr zieht, sondern geht dann ein.

Also gut, lieber Jammerbruder: Aus einem Tag irgendwie zum Weglaufen doch noch das Leben spüren – und das heißt eben nicht immer „Äktschn“, sondern manchmal innehalten, Baustellen Baustellen sein lassen. Den Horizont betrachten, um wieder zu erkennen: Hinterm Horizont gehts weiter – wie, das hast Du nicht immer selbst in der Hand. Vertrau doch mal wieder auf den, den Ninive jammerte…