Mal wieder hat mich mein versehrter Finger in Schwierigkeiten gebracht – mein Handy flutschte mir durch die linke Hand und knallte natürlich mit „offenem Visier“ voll auf das Display: Der „Spider-Effekt“ stellte sich auf der Stelle ein – mit anderen Worten: Displaybruch. Kein Problem – dachte ich. Habe ich doch einen Super-Vertrag, wo das Handy gerne auch mal kaputtgehen kann und es mir repariert wird. Die zweite Stimme am Servicetelefon zwitscherte mir mit fast unerträglicher Fröhlichkeit und unglaublicher Schnelligkeit etwas von neuem Vertrag und super Tablet zusätzlich zum neuen Handy zu. Auf meinen Einwand: „Ich brauche kein Tablet“ kam eine Entgegnung, die mich schier fassungslos machte:“ Aber Frau Basso, es geht doch darum, dass Sie sich etwas gönnen!“ Ich sah mich schon vor meinem geistige Auge die unterschiedlichen Geräte verteilen: Das Laptop im Arbeitszimmer, das Smartphone in der Küche und das neue Tablet im Wohnzimmer – oder so… Auf mein Insistieren hin, dass ich BITTE nur eine Reparatur meines Handys benötige, war sie ein wenig eingeschnappt und verband mich mit der Technik-Abteilung.

Ich mache es kurz: Mein Handydealer hat alle Register gezogen, um zu verhindern, dass ich den Schaden reparieren lasse – und mich damit soweit getrieben, dass sie mich nach Auslaufen des Vertrags im November als Kundin verlieren werden.

Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass Nachhaltigkeit (Reparatur) und Kapitalismus nicht zusammengehören – oder sollte ich lieber sagen: „Brauchen“ ist out, „sich etwas gönnen“ ist das neue Muss …?

Und noch etwas: Es hat mich einigermaßen verstört, wie abhängig ich von digitaler Technik ich bin: Da mein altes Handy sehr schnell beschlossen hatte zu spinnen, es dann machte, was es – und nicht ich – wollte, um dann endgültig seinen Geist aufzugeben, war ich ziemlich aufgeschmissen: Grottenschlechte Fotos von der Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung, während der anschließenden Sitzung kam ich weder an meine Daten noch ins Internet, den Anruf zwischendurch konnte ich wegen oben genannter Schwierigkeiten einfach nicht annehmen. Meine „mobile Multifunktionalität“ war schlicht und einfach zusammengebrochen. Das brachte meine Nerven zum Flattern – bis ich auf dem Heimweg einen zarten Trieb an einem Strauch bemerkte und wieder runterkam: Seelennahrung brauchte ich – und keine digitalen Untergangsfantasien! Sowohl die Mennowelt als auch die ökumenische Welt wird nicht untergehen, wenn ich nicht sofort erreichbar bin und nicht umgehend antworte. Was für Luxusprobleme!…

Übrigens: Heute habe ich den Aufschlag zu einem Projektantrag für die Entwicklung einer App zum Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens gemacht – Digitalität, ick hör Dir trapsen…