Nach drei Tagen, einem halben Vormittag und 82 Kilometern war Schluss: Vor den Toren der Stadt Kyritz an der Knatter brach ich meinen geplanten Pilgerweg von Bötzow nach Bad Wilsnack ab. Mein Körper signalisierte mir unmissverständlich, dass nun aber wirklich Schluss sei mit der Schinderei. Hin und her haderte ich im Zwiegespräch mit mir selbst, bis ich dann meine geplante Unterkunft für den Abend absagte und die noch zurückzulegenden 2,7 Kilometer (laut Google) zum Bahnhof besagter Stadt an der Knatter vor mich her humpelte.
Hatte ich versagt? Mein Urteil: Mitnichten!
Zum vielleicht ersten Mal in meinem bisherigen Leben habe ich genau hingehört, was MIR gut tun würde: Weder mein Verantwortungsgefühl gegenüber der Unterkunftsgeberin für den Abend („Du hast da zugesagt, da kannst Du nicht absagen! Du hast zu Deinem Wort zu stehen!“) noch die inneren Verpflichtungen bezüglich der aufmunternden Kommentare auf Facebook („Du kannst sie nicht enttäuschen, indem Du aufgibst!“) konnten mich daran hindern aufzuhören, wenn es genug ist.
Bereits zweimal in den letzten zehn Jahren war ich für über sechs Wochen sozusagen „außer Gefecht gesetzt“, weil ich einfach nicht darauf geachtet hatte, dass meine Akkus im roten Bereich waren. Deshalb nahm ich mir die Zeit für eine Pilgerreise auf dem brandenburgischen Jakobsweg, um den Kopf wieder freizubekommen und vor Ausbrennen der inneren Akkus zu handeln.
Und dann das: Vorzeitiger Abbruch. Und genau diese Entscheidung ist mein persönlicher und geistlicher Erkenntnisgewinn: Zu erkennen, wann es genug ist.
„Der Weg ist das Ziel“ – für mich hat sich dieser Spruch mal wieder bestätigt und sich mit Bedeutung angefüllt.
Es war nicht meine erste Pilgerreise – jede ist anders gewesen und hatte ihre je eigene Erkenntnis. Aber alle hatten folgendes gemeinsam: Sie haben mich letztendlich weitergebracht als meine Füße mich jemals tragen könnten.
Und wann gehst Du/ gehen Sie los?