Letzte Woche im „Tagesspiegel“, eine Berliner Tagesszeitung: Die Berliner Polizei hat ihr neues Spezialfahrzeug  im „Kampf gegen den Terror“ vorgestellt. Dazu die Polizeipräsidentin: „Das Fahrzeug ist ein weiterer Schritt für eine zukunftsfähige Polizei – das Fahrzeug soll Menschen retten, bergen und schützen.“ Name: „Survivor R“. Das Berliner Modell kostet eine Million Euro.

Heute aus dem „Tagesspiegel“: Eine Woche vor Beginn des Weihnachtsmarktes an der Gedächtniskirche haben dort die Vorbereitungen für umfangreiche Absperrungen gegen Terroranschläge begonnen. Vor zwei Jahren, am 19. Dezember 2016, war der Tunesier Anis Amri mit einem Lastwagen auf dem Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge gefahren. Bei dem bislang schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland starben 12 Menschen, mehr als 70 wurden verletzt.

In diesem Jahr werden auf den Straßen rund um den Breitscheidplatz schwere Metallpoller, Stahlgitterkörbe mit Sandsäcken sowie Stahl- und Betonsockel aufgestellt. Sie sollen Schutz gegen Anschläge mit Lastwagen von bis zu von 40 Tonnen liefern. Der Kauf der Sperrelemente und der Auf- und Abbau kosten das Land 2,5 Millionen Euro. Die Metallpoller und Betonsockel sollen in Zukunft wiederverwendet werden. Die Absperrung soll auch Erkenntnisse für künftige Schutzmaßnahmen an anderen Plätzen und Straßen liefern. Wegen der Sicherheitsvorkehrungen wird auch das erste Stück des Ku’damms in Richtung Charlottenburg für den Autoverkehr gesperrt.

Solche Meldungen machen mich fassungslos und ein wenig ratlos – aber auch sehr nachdenklich: Glaubt wirklich ein Mensch ernsthaft daran, dass so ein von „Rheinmetall“ gebautes Ungetüm eine effektive Waffe gegen Terroranschläge sein kann? Meine fachliche Quelle bei der Polizei wies dies weit von sich. Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass Metallpoller und Betonsockel irgendeinen irregeleiteten Menschen von Gewalttaten abhalten können? Vielleicht ist der Markt am Breitscheidplatz gegen todbringende Lastwagen gewappnet – aber eben nur dagegen. Und was ist mit anderen Anschlagsmethoden, vor die nicht geschützt werden kann? Brauchen Menschen solche „Sicherheitsmodule“ für insgesamt 3,5 Millionen Euro, um ihre nicht greifbaren Ängste zu besänftigen?

Was könnte alles geschehen mit 3,5 Millionen Euro! Vorbeugung, Aufklärung, Integration – um nur drei Schlagworte zu nennen. Oder sind das wieder einmal Gedanken eines „naiven Gutmenschen“? Mag sein, aber meine Sicherheitsidee fußt auf Worte Dietrich Bonhoeffers:

„Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Friede muß gewagt werden, ist das eine große Wagnis, und läßt sich nie und nimmer sichern. Friede ist das Gegenteil von Sicherung.“