Kaffee und Frieden

von | Mai 25, 2017

Kaffee, Tee und die Friedensarbeit

Marius van Hoogstraten ist bekanntlich der neue Mitarbeiter und Koordinator des Projekt Neubritz (Stadttteil von Berlin-Neukölln) und verantwortlich für Planung und Durchführung des wöchentlich stattfindenden „Café Global“ und des zweiwöchentlich stattfindenden „Café Abraham-Ibrahim“. Ein Schelm, der sich fragen mag, ob Kaffee- und Teetrinken demnächst als ein Synonym für Friedensarbeit eingeführt werden wird!…

Seit je her sind es Begegnungen, die Menschen verändern, die Menschen die Augen öffnen. Wer kennt sie nicht, die Geschichte der Emmausjünger: Erst als sie mit dem Auferstandenen in einem Gasthaus sitzen und er das Brot bricht, können sich ihre „gehaltenen Augen“ öffnen. Die soziale Dimensionen des gemeinsamen Essens und Trinkens durchzieht bereits die gesamte Hebräische Bibel (auch unter „Altes Testament“ bekannt): Das Teilen und Verteilen von Essen und Trinken ist Ausdruck sowohl zwischenmenschlicher Beziehungen als auch der Gottesbeziehung. Um Teilen und Mitteilen geht es in beiden Cafés: Im Café Global (ehemals Café International im Gemeindehaus der Berliner Mennoniten-Gemeinde) ist es gelungen, dass BerlinerInnen mit und ohne Migrationshintergrund (vornehmlich Osteuropa und Westafrika) miteinander in Kontakt gekommen sind – dass es mittlerweile eine harmonierende Vielfalt gibt, zeigten symbolisch die mitgebrachten Speisen aus aller Welt bei der Eröffnung vom Café Global. „Gehaltene Augen“ öffnen sich auch bei zivilgesellschaftlichen Akteuren: Der Sozialrat der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Neukölln war beeindruckt von der „Wirkungsmacht“ des gemeinsamen Essen und Trinkens als einem Schritt zu Toleranz und Akzeptanz von Menschen, die sonst achtlos und beziehungslos aneinander vorbeigegangen wären.

Im Café Abraham-Ibrahim soll die Vielfalt der Religionen und Kulturen als wichtige Bereicherung für den Stadtteil und die Gesellschaft verstanden werden – so wie die Vielfalt der Zutaten eines Menüs das Ganze ausmachen. Wie in einem Kochkurs darf ungeniert nach den unterschiedlichen Zutaten der jeweiligen Religion gefragt werden: wo sie herkommen, warum sie benutzt werden, welche Wirkung sie haben und … und …und…

Das Treffen interessierter Muslime, Muslimas, Christen, Christinnen, Atheisten, Atheistinnen soll helfen, den anderen und die andere begreifen zu lernen, Unterschiede zu akzeptieren und nach gemeinsamen Werten zu fragen. Gerade im schon seit Jahrhunderten als „heidnisch“ verschrieenen Berlin gibt es eine Vielfalt von Religionen und religiösen Gemeinschaften. Wer die religiöse Dimension aus der Frage nach einer gemeinsamen gesellschaftlichen Wertebildung herauslösen will, verkennt die integrierende Kraft von Religion und Glauben in der Geschichte der Menschheit. Menschen unterschiedlichster Kultur und Bildung wurden unter ihrem jeweiligen Dach vereint. Andererseits zählen Religionen auch zu den hartnäckigsten Friedensstörern, weil Endgültigkeits- und Exklusivitätsansprüche den Blick für ihre Gemeinsamkeiten verstellen und Feindbilder entstehen lassen. Wo sich Religionen abschotten, entsteht religiöser Fanatismus.

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ – wir sind gerufen, in die Welt zu gehen, um herauszufinden, was es bedeutet, Friedenskirche zu sein. In Neukölln soll das umgesetzt werden, was in der Friedenserklärung der Vereinigung Deutscher Mennonitengemeinden (VDM) folgendermaßen formuliert wurde:

“Je nach Umfeld der Gemeinden bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten von Begegnungen an. In Koalitionen und Vernetzungen können gemeinsame Wege zur Gewaltprävention, der Friedens- und der Versöhnungsarbeit gegangen werden, die zu gemeinsamen Handlungsfeldern führen können.“ (Friedenserklärung der VDM von Dezember 2009, S.17)

Termine: Café Abraham-Ibrahim

https://www.menno-friedenszentrum.de/cafe-termine