Liebe Menno-Geschwister,

nächsten Sonntag wird in Deutschland gewählt. Diese Wahl könnte richtungsweisend sein, besonders im Hinblick auf die globalen Entwicklungen der letzten Monate. Die Geopolitik verändert sich drastisch. Verschiedene Macht- und Wirtschaftsinteressen versuchen zu bestimmen, was als gut, richtig, gerecht und korrekt gilt.

Und während die verschiedenen Parteien um Stimmen ringen und Menschen einander aufgrund unterschiedlicher Meinungen ausgrenzen, wäre es gut, uns an den Gedanken von Dorothee Sölle zu erinnern: Gottes Wirken in dieser Welt ist abhängig von unserem Handeln – Gott hat keine anderen Hände als unsere.

Als Christen tragen wir politische Mitverantwortung für unsere Gesellschaft. Wir sollen die Erinnerung an die Radikalität Jesu von Nazareth wachhalten. Wir sollen uns in unserer Wahl einsetzen für Befreiung und Toleranz und unsere Stimme als Einspruch gegen die Ausgrenzung von Menschen erheben. Wir sollen die Strukturen von Gewalt demaskieren.

Der Prophet Micha sagt uns in Micha 6,8:

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“

In diesen Worten finden wir kein Parteiprogramm, sondern die Aufforderung, aktiv zu sein – in Demut und Liebe.

In Jesus Christus erkennen wir die Offenbarung dieser Demut und Liebe. Sein Weg zeigt uns, wie diese Liebe aussieht: eine Liebe zu den Menschen am Rand der Gesellschaft – den Armen, Kranken, Gefangenen und Geflüchteten –, aber auch eine Liebe zu unseren Feinden, sogar zu politischen Gegnern. In Ihm suchen wir als Christinnen und Christen einen gemeinsamen Weg des Friedens und der Versöhnung.

Möge dieser Geist uns begleiten, wenn wir zur Wahl gehen.

Liebe Grüße

Ronél Meylahn,
Mennonitisches Friedenszentrum Berlin