Neulich schrieb eine Virologin, mensch solle Weihnachten dieses Jahr einfach „abhaken“. Vermutlich meinte sie gar nicht Weihnachten an sich, sondern unsere mit den Jahren und Jahrzehnten mehr oder weniger liebgewonnenen Gewohnheiten zur Weihnachtszeit. Seien es die – je nach Perspektive – gefürchteten oder geliebten Familienzusammenkünfte, sei es das zum Schluss des Heiligabend- Gottesdienstes gesungene (oder manchmal eher geschmetterte) „O Du Fröhliche“. Seien es die Einkaufstouren durch die vollen Kaufhäuser. Ja, in der Tat, auf diese Art von Weihnachten musste und muss in diesem Jahr weitestgehend verzichtet werden (außer auf „Drei Haselnüsse für Aschenputtel“ oder „Sissi“ oder … oder …). Aber das „wirkliche Weihnachten“ abhaken? Wohl kaum! Gerade in diesem Jahr ist die Weihnachtsbotschaft nötiger denn je. Immer wieder tauchen in den zahlreichen Sammlungen von Advents-und Weihnachtsgeschichten bewegende Erzählungen von Weihnachtserfahrungen in Kriegs- und Krisenzeiten auf. In Zeiten unterschiedlichster Entbehrungen also. Welcher Art auch immer – allen ist gemeinsam, dass derartige Zeiten uns zwingen, uns auf das Wesentliche in unserem Leben zu besinnen.

Die Weihnachtsbotschaft will uns Vertrauen in und Hoffnung auf Zukunft schenken. Sollte ich sie speziell für 2020 mit einem Lied beschreiben müssen, so würde ich die letzte Strophe des Liedes „Stellst unsre Füße, Gott, auf weiten Raum“ nehmen:

„Sprichst in die Tiefe, Gott, mit Deinem Wort, dorthin, wo Ängste sind und wir nicht sehen. Und hoffst für uns und wirst für uns zum Weg, auf dem wir sehn und gehn und auferstehen.“ (Text: Lothar Petzold).

Sollte ich die Weihnachtshoffnung mit einem Foto beschreiben müssen, so wäre es das von dem Herrnhuter Stern im Karton:

Noch haben wir keine Außen-Steckdose hier auf dem Hof in Oehna, noch ist der Stern nicht zusammengesteckt – aber er ist da: Und in unserer Vorstellung sehen wir ihn Advent und Weihnachten 2021 hier in Oehna Nacht für Nacht erstrahlen.

Nie zuvor hat mich die letzte Strophe des Gedichts Bonhoeffers, geschrieben im Gefängnis zur Jahreswende 1944/1945, so an die Hand genommen wie in diesem aufwühlenden Jahr – sie sei allen LeserInnen ans Herz gelegt:

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag.“