Ich sag mal so: Ich habe überhaupt nichts gegen das Duzen. Ich habe nichts gegen das Ruhrpott-Du (da wird das Siezen sowieso unterbewertet…) und nichts gegen das geschwisterliche Du in meiner Kirche. Ich habe auch nichts gegen ein „schnelles Du“, wenn Menschen merken, dass sie sich sympathisch sind. Ja, ich komme aus einer Zeit, wo wir unseren Mathelehrer geduzt haben.

Was mich allerdings mürrisch wie ein Marder ohne Bremsschläuche werden lässt, ist das „IKEA-Du“: Jeder Baumarkt, jeder Supermarkt, jede Möbelkette quatscht mich mit „Du“ an, als wenn ich wahlweise bereits meinen ersten Hammer, mein erstes Pfund Butter oder mein eigenes Kinderbett bei ihnen gekauft hätte. Ja, habe die denn alle mit mir zusammen im Sandkasten gespielt, damals im Kindergarten der Kirchengemeinde in Duisburg-Großenbaum??? Ich kann mich nicht erinnern, dass dieser Kindergarten einen so großen Sandkasten besessen hätte…

Nun gibt es im Deutschen eben diese beiden Anredeformen. Kann mensch gut oder schlecht finden. Ich könnte mit oder ohne Siezen leben – aber dann auch bitte korrekt anwenden! Eine weitere Unart (die auch noch rechtschreibmäßig legitimiert ist!) ist es, die Anreden nicht mehr mit einem Großbuchstaben beginnen zu lassen. Das zeugt für mich von fehlendem Respekt. Das ist wie mit „Ich“ zu beginnen – um dann erst den/die andere/n zu benennen: „Ich und der Esel zuerst“ hieß es dereinst.

Wieder so eine sprachliche Erbsenzählerei meinerseits? Mag sein. Aber Erbsenzählerei hin oder her – Sprache spiegelt Werte und Bewertungen wider, eine Perspektive, die der/die werte Leser/in schon das eine oder andere mal in meinen Blogs gelesen haben dürfte.

Vielleicht sollte ich es so halten wie als Jugendliche, das Ganze einfach albernerweise umdrehen und das nächste Mal den/die IKEA-Mitarbeiter/in an der Kasse fragen: Darf ich „Sie“ zu Ihnen sagen?