Das sagt sich so leicht: „Das Leben ist kein Ponyhof!“ Wenn meine Hundestaffel das Suchen und Finden nicht mehr trainieren darf, wirken Hund und Halterin mal an der einen oder anderen Stelle etwas unausgelastet. Wenn ich zum x-ten Mal nach Dinkelvollkornmehl im Supermarkt schaue (es soll Leute geben, die ihr Brot gerne selbst backen) und auf leere Regale starre, stellt sich kurz mal ein unangenehmes Gefühl im Bauch ein. Wenn die Reparaturwerkstatt meinen Inspektionstermin cancelt, ich erst frühestens in einem Monat mein Auto bringen kann, aber weiß, dass die Bremsen jetzt nicht mehr die frischesten sind, dann macht mensch sich mal ein oder zwei Gedanken mehr. Ist nicht schlimm und kein Grund sich zu schämen ob dieses vermeintlichen „Weicheiertums“. Ganz schnell kommen ja auch wieder Gedanken, wie dankbar ich bin, in einem gut funktionierenden Gesundheitssystem leben zu dürfen. Oder mich daran zu erinnern, wie lange Autos gefahren werden – hier und anderswo – und dass nicht gleich Schnappatmung eintreten muss, wenn das Inspektionslämpchen beim Starten aufleuchtet. Oder mich bei strahlendem Sonnenschein an langen Spaziergängen mit eingebauten kleinen Suchspielchen für meinen Hund zu erfreuen. Nicht schlimm.

Unbehagen bereiten mir allerdings die steigende Anzahl an Menschen, die mit in meinen Augen völlig durchgeknallten Verschwörungstheorien um die Ecke biegen. Zu gut weiß ich durch eigenes Erleiden in meiner Vergangenheit (nicht am eigenen Leibe, aber als Partnerin), wie schnell Menschen, die sich in Stress-Situationen befinden, „abdrehen“ können – oft mit der Diagnose „Schizophrenie“: Gesellschaftliche und (welt-)politische Ereignisse werden mit dem persönlichen Stress-Level, den Ängsten und der eigenen Situation verbacken („Die Wörneraffaire ist wegen mir inszeniert, die wollen an mich rankommen und mich umbringen, weil ich Reservist bin“ – um besagte Vergangenheit kurz zu umreißen). Ich will gar nicht auf die besagten Verschwörungstheorien, die in jüngster Zeit an mich herangetragen wurden, näher eingehen (das würden diesen kruden Gedanken eine Plattform bieten), ich mache mir Sorgen um Menschen, die diesen Weg gehen, um vermeintlich ihre Ängste und Sorgen uzu besiegen. Okay, mensch könnte auch sagen: „Wenn es hilft …“ Tut es aber nicht: Gefährlich wird es dann, wenn alle anderen genötigt werden sollen, an diese Fantasien und Voraussagen zu glauben und dementsprechend zu handeln (z.B.: Lehnt Euch zurück, ladet Eure Freunde ein, wartet auf die nächsten Instruktionen).

„Nun“, könnte da jemand sagen, „und was ist mit der Apokalypse, der Offenbarung, das letzte Buch in der Bibel?“ Dazu Ulrich Zurkuhlen:“ Die Apokalypse ist keine Beschreibung einer düsteren Zukunft; sie ist nicht die prophetische Vorhersage vom Weltende, mit der den Menschen Schrecken eingejagt werden sollte. Sie ist kein Geheimbuch für wenige Eingeweihte, sondern Wort Gottes und Offenbarung der Menschenfreundlichkeit Gottes. Diese Güte Gottes verkündet der Verfasser den bedrängten Christen, die unter den inneren Problemen von Spaltung und Irrlehren und unter äußerer Verfolgung zu leiden haben“. Und weiter: „…Es ist… falsch, in der Apokalypse die bedrohliche Situations-Beschreibungen zu verselbstständigen und nur die Düsterkeit dieser Bilder zu beschwören. Daher kommt es ja übrigens, dass man in unserem Sprachgebrauch immer etwas Negatives, eine Katastrophe, ein Unglücks-Szenario meint, wenn man von „apokalyptischen Ereignissen“ spricht. Schade; denn nicht die Schreckensbilder sind der eigentliche Inhalt einer Apokalypse, sondern die großen Zukunfts-Verheißungen, die freilich nie abgehoben sind von der Gegenwart, sondern ganz im Gegenteil den Menschen Mut machen wollen, in der Gegenwart, auch in Zeiten der Bedrängnis, die Hoffnung nicht zu verlieren. Das neue Jerusalem, in der Johannes-Apokalyse im 21. Kapitel nachzulesen, ist eines der großartigsten Bilder für Gottes liebevolle Zuwendung zu den Menschen und für Gottes unerschütterliche Treue.“ ( www.kirche-und-leben.de)

Nein, das Leben ist in der Tat kein Ponyhof, aber wir stehen nicht am Abgrund. Wir gehen durch schwere Zeiten, in denen unsere Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe gefragt sind, unsere Kreativität und Ehrfurcht vor dem Leben. Ich halte mich da an das Versprechen Gottes nach der Sintflut – und an den Regenbogen, der uns daran erinnern soll, dass der Ewige seine Erde nicht fallen lässt. Das hat Gott versprochen. Und was man versprochen hat, soll man auch halten.