Neulich begab ich mich ins Krankenhaus, um meinen etwas aus der Form geratenen linken Mittelfinger(das war ein Unfall und keine Abnutzungserscheinung…) wieder reparieren zu lassen. Da ich einer Vollnarkose entgegensah, wurde ich zur Vorbereitung mit Flügelhemdchen, Netzunterhose und OP-Kopfbedeckung versehen in ein Krankenzimmer bugsiert. Ob das andere der beiden Betten belegt war, erschloss sich mir nicht sofort, also setzte ich mich auf einen der Stühle, von dem ich zuvor ein zusammengefaltetes Badetuch entfernte – und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Die Tür ging auf, eine alte Frau mit Kopftuch und Rollator betrat das Zimmer. Ich grüßte sie freundlich, sagte meinen Namen – und wurde konfrontiert mit einer für meine Ohren unfreundlichen Antwort in einer mir unbekannten Sprache. „Dann eben nicht“, dachte ich mir. Die Dame drehte auch postwendend mit ihrem Rollator eine 180-Grad-Kehrtwende,um das Zimmer wieder zu verlassen. Zuvor jedoch brachte sie das von mir auf den Tisch gelegte Badetuch vor mir in Sicherheit. (OP und Aufwachraum soll an dieser Stelle übersprungen werden, da sie für den weiteren Verlauf meiner Geschichte zu vernachlässigen sind …) Ca. 5 Stunden nach dieser Begegnung hielt ich es in meinem dekorativen Flügelhemdchen und dem Krankenhausbett eher nicht mehr aus und begann, mich auf abenteuerliche Weise – aber erfolgreich – in meine eigene Kleidung zu schälen. Als ich bei den Socken angelangt war, musste ich schon ein wenig mehr Kreativität an den Tag legen, um zum Ziel zu gelangen. In dem Moment öffnete sich die Tür, meine unbekannte Zimmernachbarin schlurfte mitsamt Rollator ins Zimmer, erfasste offensichtlich mit einem Blick die Situation, steuerte zielstrebig auf mich zu, um in die Knie zu gehen und mir wortlos Socken und Schuhe anzuziehen. Ich war total gerührt und bedankte mich überschwänglich – was machte sie? Nach getaner Arbeit drehte sie „auf dem Rollator“ um und verschwand wortlos aus dem Zimmer. Ohne Worte geht auch …