Es gibt Menschen in meinem Umfeld, die es nicht gutheißen, dass ich am 5.2. in den Flieger Richtung Simbabwe steigen werde. Ja, mir ist mulmig – ich werde in ein Land fliegen, in dem in den letzten Tagen über 800 Menschenrechtsverletzungen registriert wurden. 12 Tote sind zu beklagen, 78 Menschen sind durch Schüsse verletzt worden und Hunderte befinden sich in willkürlichem Arrest. Ja, mein Weg wird mich ausgerechnet in die „Unruhezentren“ Bulawayo und Harare führen. Aber mir ist nicht nur mulmig: Ich freue mich sehr darauf, FreundInnen wiederzusehen und sie in die Arme schließen zu dürfen. Ich dürste danach, den Teil meiner Seele, den ich an den südlichen Teil des Kontinents Afrika verloren habe, wieder begrüßen zu können.Ich freue mich darauf, mit der Friedens- und Gerechtigkeitskommission der Brethren in Christ Church den Deutschlandbesuch von fünf Glaubensgeschwistern zu planen. Ich bin gespannt darauf, wenn ich in Harare auf die anderen Delegationsmitglieder der Fachkommission der GKKE (Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung) stoße, um mit ihnen und ökumenischen Geschwistern vor Ort über die Frage des gerechten Friedens zu diskutieren – und dann mehrere Projekte im Land zu besuchen.
Ja, die Angst fliegt mit. Aber auch die Erinnerungen, als ich mitten im Busch mit mir bis dahin völlig fremden Menschen die damals ziemlich frische Friedenserklärung der VDM (Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden) diskutierte und sie damit einem „Realitätscheck“ unterzog. Und die ökumenischen Versprechen, die mit dem Ausruf des „Pilgerwegs der Gerechtigkeit und des Friedens“ 2013 in Busan/Südkorea eine Zielrichtung angaben: Die drei Aspekte der Via Positiva (die Gaben feiern), der Via Negativa (sich mit den Wunden beschäftigen) und der Via Transformativa (Ungerechtigkeit verwandeln).
Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit, wie Bonhoeffer sagte. Und dieser Weg kann nicht an unseren nationalen und konfessionellen Grenzen enden, sondern geht weiter – laut Bonhoeffer solange, bis es ein „großes ökumenisches Konzil der Heiligen Kirche Christi aus aller Welt“ gegeben haben wird, auf dem die Kirchen mit einer Stimme sprechen. Jamaika 2011, die Ökumenische Friedenskonvokation, war ein wichtiger Schritt dahin. Die Verlautbarungen aber waren und sind nicht die entscheidenden Dinge: Wenn Menschen aus ganz unterschiedlichen Kontexten einander begegnen, die Gaben feiern, sich mit den Wunden beschäftigen und Ungerechtigkeit verwandeln wollen, dann gehen wir Schritte auf dem Weg des Friedens und der Gerechtigkeit.
Noch einmal Bonhoeffer:“Es ist sehr viel leichter, eine Sache prinzipiell als in konkreter Verantwortung durchzuhalten.“
Und es ist sehr viel leichter, ein paar Tage in einem Land zu verweilen, das krisengeschüttelt ist, und dann wieder in den Flieger Richtung Deutschland zu steigen, als mittendrin standzuhalten und die Füße auf den Weg des Friedens zu richten – Simbabwe braucht unsere Gebete und Anteilnahme.