Wenn ich am Anfang des Advents beginne, meine ellenlange Liste mit den Dingen vollzuschrieben, die ich noch unbedingt bis Weihnachten zu erledigen habe, steht dort immer ein Punkt, der mich sogleich an den Satz „und ob ich schon wanderte im finstern Tal“ (aus Psalm 23) denken lässt: Die Jahresabrechnung meines Arbeitskontos. Im letzten Jahr habe ich nachts um vier mit einem Glücksschrei den halben Berliner Osten aus dem Schlaf gerissen, weil ich endlich die fehlenden 2 Eurocent entdeckt hatte, die mir die halbe Nacht zu einer korrekten Abrechnung fehlten. Alle Jahre wieder schließe ich Wetten mit mir ab, wie viele Stunden es dieses Mal wohl dauern wird, bis ich den Psalm 23 weitersprechen kann („fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir“). Alle Jahre wieder frage ich mich, was ich eigentlich im Leben verbrochen habe, dass ich alles, aber auch wirklich alles in Personalunion in mir vereinigen muss: Telefonistin, Einkäuferin von Büromaterialien, Kopieren, Abrechnungen, Kalkulationen und so weiter und so fort …Andererseits: Wenn ich an die Konversationen mit der Buchhaltung im Gemeindebüro des Gemeindebezirks Duisburg-Innenstadt denke, bei denen wir gegenseitig feststellen mussten, dass wir wohl verschiedene Sprachen sprechen, werde ich schon weniger nörgelig. Dieses Jahr tröste ich mich damit, dass Projektanträge z.B. bei Brot für die Welt viel grauenvoller sind – die lösen in mir jedes Mal instinktives Fluchtverhalten aus, ganz nach dem Motto „und sie ging Zigaretten holen und kam nie wieder“ …
Heute habe ich echt nur 8 Stunden gebraucht, bis ich das finstere Tal verlassen konnte – aber morgen gehe ich Zigaretten holen, der Finanzplan für Brot für die Welt muss noch in dieser Woche eingereicht werden …