„Frieden fängt beim Frühstück an“ – immer wieder erinnert mich der Text von Hanns Dieter Hüsch daran, dass Frieden stiften etwas mit Haltungen und Fähigkeiten zu tun hat, die wir täglich immer wieder einüben müssen. Und die MennonitInnen Kreider/Kreider/Widjaja haben mich mit ihrem Buch zur „Kultur des Friedens“ inspiriert:

Das Stichwort „Verletzlichkeit“ beinhaltet, dass es keine Rolle spielt, ob wir Streit vermeiden, sondern ob wir Konflikte transformieren können und ob wir bereit sind, in diesem Transformationsprozess auch verletzt zu werden.

Der Begriff der „Demut“ lässt uns zwischen Zwang und Selbstaufgabe jonglieren – auf dem Weg zu einer Transformation von Konflikten geht es immer auch darum, gemeinsam mit denen ein Stück des Weges zu gehen, mit denen wir nicht übereinstimmen. Zudem ist es nicht unsere Aufgabe, die Probleme der Welt zu lösen, sondern die Hoffnung auf Erlösung nicht sterben zu lassen.

Wahrhaftig reden: Die wörtliche Übersetzung von Epheser 4,15 aus dem Griechischen lautet: „wahrheitend in Liebe…“. Das ist grammatikalisch ein Partizip (auch “Mittelwort” genannt) und drückt gleichzeitig ein Tun und eine Eigenschaft aus: Seiend und handelnd in Einem. M.a.W.: Wir sind aufgerufen, die Diskrepanz zwischen Werten und Handeln zu überbrücken.

Aufmerksam zuhören: Die Stimmen und Ansichten derer, mit denen wir uns im Streit befinden, in uns aufzunehmen (Miroslav Wolf), sie innerlich zu bewegen und dann erst zu reagieren, gehört für mich persönlich aktuell zu den größten Herausforderungen des Friedenstiftens – nämlich meine Abwehrreaktionen bezüglich rassistischer Äußerungen im Griff zu haben, um einen sofortigen Diskursabbruch zu verhindern.

Die Urteilsfähigkeit der Gemeinschaft und gegenseitige Verantwortlichkeit: Kirchen sollten Anwältinnen bestimmter Werte und Prozesse sein und nicht bestimmter Ergebnisse, d.h. dass die Art der Meinungsbildungsprozesse entscheidend ist.

„Frieden fängt beim Frühstück an“ – und findet von dort seinen Weg vom Mikro- bis hin zum Makrokosmos.