„Das war wohl nix!“ – Mit diesem Gedanken stieg ich letzten Mittwochabend in die U-Bahn, um einigermaßen frustriert nachhause zu fahren. Zwei Stunden lang hatte ich in einem Kurs für junge US-amerikanische StudentInnen zur Frage von Politik und Religion gesprochen, agiert, diskutiert. Danach war ich einigermaßen geschafft und ging mit dem Eindruck hinaus, dass da Null-Anzeige war mit dem berühmten Überspringen eines oder mehrerer Funken. Frustriert war ich, weil ich so eine gute Gelegenheit habe verstreichen lassen, weil ich wohl nicht die richtigen Register gezogen hatte, um jungen Menschen deutlich zu machen, wie wichtig persönliches Engagement in dieser komplexen Welt ist. „Tja, Frau Junge-Menschen-Versteherin,da haben wir wohl unsere didaktischen Fähigkeiten voll in den Sand gesetzt“ – um nur einen Gedanken zu Papier zu bringen, der mir in der überfüllten U-Bahn durch den Kopf ging. Vielleicht sind einfach „nur“ meine Akkus alle – oder sollte ich mir langsam mal eingestehen, dass meine beste Zeit vorbei ist? Später am Abend habe ich mich dann wieder eingekriegt, mir zugestehen können, dass auch ich mal nicht gut drauf sein und daneben liegen darf … Sicher war ich mir allerdings, dass ich von diesem Institut und der Professorin nicht mehr angefragt werde.

Heute morgen kam dann eine E-mail besagter Professorin – sie bedankte sich für meinen Besuch und teilte mir mit, dass den StudentInnen vor allem das Interaktive an meinem Vortrag und „der Optimismus, dass man die Welt doch ändern kann“ gefallen habe. Das wollte ich zunächst unter „Nettigkeiten“ verbuchen, aber dann scrollte ich weiter und las die Evaluationen der StudentInnen: „…die Arbeit des MFB als modernes Beispiel, das zeigt, dass auch wir etwas tun können, um die Welt zu verändern…“, „das Allerwichtigste, was ich für mich mitnehme, ist die Aussage, dass Religion oft missinterpretiert wird und sich von der eigentlichen Botschaft entfernt hat, nämlich ihrer Meinung nach dem Friedenstiften“, „die Arbeit des MFB zeigt, dass Religion ihren Einfluss nutzen kann, um Gutes in der Welt zu tun, anstatt sich zu verlieren im Abgrenzen und Starren auf  fundamentale Unterschiede religiöser Perspektiven“ , “ ihre große Aufrichtigkeit und ihre Leidenschaft für Frieden und Veränderung brachte mich zum Nachdenken darüber, wie eine einzelne Person Akzente setzen kann. Ich möchte nach dem College im Peace Corps arbeiten – oft habe ich mich gefragt, ob meine Handlungen einen signifikanten Unterschied in der Welt machen können – sie bestärkte mich in meinen Plänen durch das Treffen“, „sie provozierte mich mit ihren Ausführungen dazu, über Dinge nachzudenken, über die ich vorher noch nie einen Gedanken verschwendet hatte“.

Fazit: Wenn ich Gott um die richtigen Worte bitte, „Worte, die deutlich für jeden von Dir reden…, Worte, die klären, Worte, die stören, wo man vorbeilebt an Dir…“ (aus einem Lied von Manfred Siebald), dann müssen sie nicht Donner und Spektakel provozieren, sondern können auch unbemerkt und still die Herzen erreichen (der Prophet Elia lässt grüßen…). Einfach mal vertrauen und sich als sein Werkzeug verstehen. Den Dingen seine Zeit lassen und nicht auf sofortige Resonanz angewiesen sein:

Lektion gelernt – bis zum nächsten Zweifel…