Das eine Buch auf dem Foto, das ist ist meine erste eigene Bibel, die ich zum KonfirmandInnenunterricht bekam – seitdem treue Begleiterin meines Lebens, der ich eine lange Geschichte widmen könnte – aber das ist eben eine andere Geschichte … Das andere Buch war ein Geschenk meines Religionslehrers, als ich 16 war – Dietrich Bonhoeffers Briefe und Gedanken aus dem Gefängnis: „Widerstand und Ergebung“. Ich verstand nur ungefähr jeden fünften oder sechsten Satz, aber ich war sofort gefesselt. Damals noch geübt im Gitarre spielen, versuchte ich mich an vertonten Bonhoeffer-Texten und „komponierte“ eigene Melodien auf seine Texte. Mit anderen gestalteten wir einen ökumenischen Gottesdienst mit Texten von Bonhoeffer in meiner Heimatgemeinde.Ich begann nach der Rolle der Kirchen im Nationalsozialismus zu fragen.1983, während meines Theologiestudiums, lernte ich die „Barmer Theologische Erklärung“ von 1933 kennen: Diese Erklärung wurde von einer kleinen Gruppe lutherischer und reformierter Theologen verfasst, um ChristInnen zu helfen, den Herausforderungen der NSDAP und den sogenannten „Deutschen Christen“, einer Bewegung innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirchen, die keinerlei Widerspruch zwischen ChristIn sein und den Idealen des Nationalsozialismus sahen, zu widerstehen. So steht in These I u.a. folgendes:“Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“ Mein Thema in der mündlichen Kirchengeschichtsprüfung lautete: „Kirche im Widerstand am Beispiel der Bekennenden Kirche“. Am 22. Januar 1995 wurde ich als Pastorin der Evangelischen Kirche im Rheinland auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin auf Barmen ordiniert. 14 Jahre später veröffentlichte die Vereinigung der deutschen Mennonitengemeinden (VDM) ihre Friedenserklärung. Unter anderem steht dort folgender Satz: „Es gibt keinen Bereich des Lebens, in dem unser Glaube an Christus nicht die oberste Instanz unserer Entscheidungen und Handlungen sein soll.“
Ohne dieses Buch, zerlesen, vielfach unterstrichen, aus Versehen übergossen mit Kaffee, wäre mein Lebensweg ein anderer gewesen, da bin ich mir absolut sicher.
Von Büchern, die Leben verändern – ich bin neugierig auf andere „Büchergeschichten“!