So viel geht mir durch den Kopf seit den Vorkommnissen in Chemnitz – und es gelingt mir kaum, meine Gefühle und Gedanken zu artikulieren. Wie so oft hilft mir dabei die Musik: Herbert Grönemeyer hat 1988 auf der CD „Ö“ das Lied „Keine Heimat“ veröffentlicht, 2000 dann ein Lied mit dem Titel „Heimat“. Beide helfen mir, das aktuelle Heimatgetöse irgendwie zu ertragen und einzuordnen. Hier nun die Texte zu den Musikvideos:
Keine Heimat (1988)
kein Lachen, kein ähnlicher Laut
die Mienen gefroren.Vom Ehrgeiz getrieben, schmal der Mund
Züge verhärmt, ungesund,
traurig uniform.Zähne knirschen durch die Luft
irgendwer um Hilfe ruft – das Gehör ausgehängt
der Schere im Kopf den Schneid geschenkt.
Refrain:
Die Seele verhökert, alles sinnentleert
keine innere Heimat,
keine Heimat mehr.
Banker schichten schweißgebadet Geld
Freiheit, die nichts mehr zählt
dem falschen Traum vertraut.
Scheine bewacht, Herzinfarkt
auf Körpern übernachtet und versagt, ausgelaugt
Blick zum Boden, kein Kontakt.
Die Schwächsten abgehakt
mit sich selbst unversöhnt
sich um Asyl gebeten, abgelehnt.
Refrain
Überreiztes Geschrei nach neuer Moral
Jagd nach Sensationen, jeder Preis wird bezahlt
jeder gegen jeden, Hauptsache es knallt.
Refrain
Wir tun uns schwer
Wir warten auf den Schnee
Wir haben nicht einfach einen guten Tag
Dafür sind wir zu zäh
Ich bin nur ein Königskind
Das andere ist mir fremd
Wir sind auf beiden Lippen blind
Wir trau’n uns nicht aus dem Hemd
Zweisprachenland, entfernt verwandt
An verschiedene Ufer gespült
Zum gemeinsamen Gelingen verdammt
Heimat ist kein Ort
Heimat ist ein Gefühl
Geführt von geklonten Patrioten
Im nationalen Krampf
Kandidaten im Doppelpack
Blonde Gattinnen grinsen zum Tanz
Die Lage verfahr’n
Das Schiff fast versenkt
Die Band spielt „Oh wie ist das schön“
Ablenkungsmanöver werden durchgeführt
Die im Dunkeln sind, werden übersehen
Das obere Deck feiert sich ohne Not
Gesichert durch Kontrolle total
Der Lauschangriff läuft, Spitzelprämien bezahlt
Für die im Unterdeck gibt’s kein Rettungsboot
Bevor der letzte Tango steigt
Wer macht den ersten Anfang
Kohlpop pur hat ausgegeigt
Wer zieht zuerst am gleichen Strang
Wer glaubt an die gleiche Idee
Wer lebt den halben Traum vom Ziel
Wer traut sich zuerst über’n See
Heimat ist kein Ort
Heimat ist ein Gefühl
Heimat ist kein Ort
Heimat ist ein Gefühl
Was ist für den werten Leser/die werte Leserin „Heimat“ im aktuellen Kontext?
Ich freue mich auf Kommentare!