Seit 13 Tagen warte ich darauf, dass ich einen leuchtend himbeerroten Schein in Postkartenformat in meinem Briefkasten finde. Nein, es geht nicht um Werbeflyer für Himbeertörtchen – ich warte auf den Rückschein zu meiner Einschreiben-Sendung. Nun war ich des Wartens überdrüssig und nahm den Einlieferungsschein zur Hand. Angenehm überrascht fand ich dort eine Telefonnummer mit der Bezeichnung „Servicenummer National“ mit Bonner Vorwahl. Sofort griff ich zum Telefon, tippte die angegebene Nummer ein, hörte, oh Freude!, ein Freizeichen und – traf auf eine freundliche, aber automatisierte Stimme, der ich in diversen Schritten mein Anliegen langsam und deutlich in den Hörer zu tröten hatte. Nach der Einspeisung der einen und anderen Information durfte ich dann die Sendungsnummer des vermissten Einschreibens Ziffer für Ziffer langsam und deutlich in den Äther flöten. Gespannt wartete ich auf die automatisierte Antwort – die da lautete: „Die Sendung wurde am 14.8.2018 eingeliefert“. Ach was! Ja, ich erinnere mich: Es war heiß (ach was!…) in Berlin, ich schleppte mich ins hiesige Einkaufszentrum zum Kiosk, der sich hochtrabend „Postfiliale“ nennen darf, füllte brav den Rückschein aus, drückte 5,35 Euro ab – und vertraute der Deutschen Post das Einschreiben an. Das, liebe automatische Stimme, wusste ich in der Tat noch selbst – trotz Hitzesommers in der Großstadt! Also begab ich mich ins Internet, um an irgendeine Möglichkeit zu kommen, einen lebendigen Menschen an die (am Handy und auch sonst nicht mehr vorhandene) Strippe zu kriegen, um mich für die völlig überflüssige Information der Automatenstimme zu bedanken – und in der unverdrossenen Hoffnung, dass mir dann weitergeholfen werden könnte.

Nach geschlagenen 15 Minuten (ich wollte mich übrigens nur „mal eben“ um das Problem verschollener Rückschein kümmern …) gab ich auf – und fragte mich, ob ich die automatisierte Stimme vielleicht nicht doch gegen eine lebendige tauschen könnte. Also rief ich erneut an – und versuchte es unter dem Stichwort „Reklamationen“ (am Anfang war die Frage, jetzt stellte sich bei mir langsam so etwas wie eine „Reklamationshaltung“ ein: Meine Grundfröhlichkeit an jenem Tage war merklich einer gewissen inneren Anspannung gewichen…). Nach diversen weiteren Antworten auf die Fragen besagter automatisierter Stimme erreichte ich ENDLICH eine menschliche Stimme!!! Eine genervte („Kunde droht mit Auftrag“) und gelangweilte Stimme allerdings – egal, Hauptsache menschlich, dachte ich… Ich erspare den werten LeserInnen jetzt die diversen formalen Konversationsschritte – nur so viel: Als die junge Frau (so klang die Stimme mit leichtem Schweizer Akzent wenigstens) mich nach der Empfängeradresse fragte und ich ihr drei Elemente brav ansagte (Name des Empfängers, Straße, Ort), scheiterte meine Nachforschung nach dem himbeerfarbenen postkartengroßen Rückschein daran, dass ich die Postleitzahl nicht bei der Hand hatte… Wohlbemerkt: Bei anderen Gelegenheiten brauche ich nur ein freundliches „Guten Tag“ ins Handy flöten und schon hat der Mensch im Call-Center meine gesamten Daten vor sich, wenn ich aber bei der Erfinderin der Postleitzahlen anrufe, scheitere ich an selbiger! Ich habe es gerade noch geschafft, am Ende unseres gescheiterten Telefonats mir ein „einen schönen Tag noch“ abzuquetschen. Ganze zwei Minuten später (ich wusste ja jetzt, wie es mir gelingt, eine menschliche Stimme zu ergattern), rief ich erneut an – diesmal mit Postleitzahl auf dem Zettel. Nun aber dröhnte mich die Servicenummer National mit schriller Wartemusik zu. Als sich dann endlich eine Stimme meldete (menschlich und diesmal männlich), schütteten sich Glückshormone über mir aus. Es war auch gar nicht so schlimm, alles wieder von vorne zu erzählen, sämtliche Ziffern und Daten erneut durchzudeklinieren – schließlich würde der nuschelnde, aber freundlich erscheinende Mensch mir doch jetzt endlich helfen können, oder?!? Was soll ich sagen: Ich darf jetzt auf eine postalische Benachrichtigung der Deutschen Post warten mit der Information – tja, mit welcher Information, das weiß niemand (aber vielleicht ganz im geheimen die automatisierte Stimme?…). Als ich mich erdreistete, in den Hörer zu philosophieren, dass ich ja ein Einschreiben mit Rückschein versandt habe, DAMIT der Brief sicher ankommen würde, wurde ich belehrt, dass die Deutsche Post keine Garantie über eine schnelle Zusendung übernehmen würde … das war der Punkt, an dem ich gaaanz tief Luft holen musste, mir ein „auf Wiederhören“ (immer diese Höflichkeitsfloskeln, die haarscharf an der wirklichen Intention vorbeischrammen: Nein, ich will ihn ganz gewiss nicht mehr wiederhören!!!…) abrang und auf „auflegen“ drückte …

„Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln“ (Paul Schütz) – es bleibt nur manchmal in der Leitung stecken …